Dankbarkeit und Schuld (03.08.2019 11:51:43)

Dankbarkeit ist eine Haltung, wir kennen sie alle. Wir bedanken uns für Zuwendung, Aufmerksamkeit, Materielles und vieles mehr. Jedoch einen anderen Blickwinkel erhält die Dankbarkeit, wenn wir uns dazu verpflichtet fühlen, vor allem im Bereich der Familie. Wenn (wir glauben) sozial wird etwas von uns erwartet, denn dann ist die Dankbarkeit eine „Schuld“, die zu begleichen ist. Diese „Schuld“ übernehmen wir schon als Seele im energethischen Sinn aus Loyalität zur Familie. Gerade dies ist ein Hauptthema in der energethischen Tätigkeit. Wir übernehmen diese Schuld aber auch sozial.

Viele Eltern geben ihren Kindern die Schuld an ihren Problemen oder daran, nach allem, was sie „angeblich“ für sie getan haben, nicht für sie da zu sein. Das bedeutet, die Eltern erwarten eine Gegenleistung. Doch wie sieht es nun mit den „Geschenken“ der Eltern aus? Das eine bedarf sicher einer inneren Haltung der Dankbarkeit, nämlich, dass wir unser Leben durch sie geschenkt bekommen haben. Jedoch für alles andere hatten wir einfach keine Wahl. Die Eltern gaben das was sie konnten/wollten und als Kind war/ist man hier „ausgeliefert“, egal ob im positiven oder negativen Sinn.

Da gibt es Eltern, die fordern Geburtstage, Muttertag, Vatertag, Familienfeiertage, Pflege, Unterstützung und ähnliches einfach ein, das Kind hat zu „müssen“. Warum denn eigentlich? Warum muss etwas aufrechterhalten werden als Dank für das „Kindsein“? Die Eltern entschieden doch letztlich, dass sie Eltern sein wollten! Warum muss dann das Kind später herhalten? Ich spreche jetzt nicht über soziales Auffangnetz der Jugend für das Alter, dieses gibt es in unserer Kultur sowieso fast nicht mehr. Alleine schon aus dem Auftrag des „Arbeitens für den Lebensunterhalt“ kann dies oft schon nicht mehr bewerkstelligt werden. Das wäre ein staatlicher Auftrag, dass die Löhne der „Mittelschicht“ wieder soweit angepasst würden, dass es möglich ist, mit einem Verdienst eine Familie zu erhalten.

Ich spreche von den Kindern, die mittlerweile selbst Eltern sind und noch immer der Doktrin ihrer eigenen Eltern anhaften. Die sich damit ihr eigenes Leben unsagbar schwer machen aus einem Schuldgefühl und einer „eingeforderten“ Dankbarkeit heraus. Meine Namensvetterin Barbara Bleisch, eine Schweizer Psychologin schrieb darüber ein Buch, welches heftig umstritten ist, weil es ein „nicht mehr vorhandenes soziales Gefüge“ ad absurdum führt, weil es die Aussage tätigt, Kinder schulden Eltern gar nichts. Genau so ist es aber meiner Meinung nach auch. Dieses Familiensystem, welches sich gegenseitig unterstützt und erhält ist eine alte Konvention, die längst überholt ist. Ob gut oder schlecht, darüber ließe sich streiten…..

Wenn Kinder solcherart in einer Schuld oder indirektem Zwang stehen, können schon Nöte aufkommen. Und dann gibt es dann noch die Kinder, die misshandelt, bloßgestellt, unterdrückt, gedemütigt, ausgegrenzt und einiges mehr wurden. Wie sieht es hier mit Dankbarkeit aus? Was will hier eingefordert werden und warum? Das ist es nämlich auch in meinen energethischen Sitzungen, dieses Thema führt zu vielen Missinterpretationen einer Liebe und Dankbarkeit zu den Eltern. Fürsorge ist die Pflicht der Eltern, nicht die der Kinder. Wenn sie von den Kindern freiwillig übernommen wird aus einer glücklichen Kindheit und aus einem Dankbarkeitsgefühl heraus, so ist das in Ordnung, doch nicht für alle gilt so eine Kindheit.

Warum dürfen Eltern, egal ob aus Unwissen, mangelndem Bewusstsein oder welchen Geschichten auch immer heraus, Kinder misshandeln, alle Schuld auf Kinder abwälzen und dann noch Dankbarkeit und Liebe einfordern? Nur weil sie Eltern sind und das eben so ist? ……….. Darüber darf sich jeder selbst so seine Gedanken machen……….

Gut ist es hier, sich nicht auf diese sogenannten Forderungen aus Schuldgefühlen heraus einzulassen, dies einfach nicht zu akzeptieren. Auch Eltern dürfen sich weiter entwickeln und erkennen, sie müssen es aber nicht. Niemand kann es sich leisten, die Schuldgefühle, den Groll, die Verbitterung oder was auch immer, von Eltern zu übernehmen. Jeder muss selbst seinen Frieden damit schließen. Man kann den Eltern geistig ganz viel Liebe schicken und sich selbst mit liebevoller Fürsorge begegnen und alles andere loslassen.

In den Sitzungen sehe ich immer wieder, wenn man in der Lage ist, sich als Kind „aus dieser Schuld zu befreien“ und sein eigenes Leben zu leben, dann wird der Druck leichter. Natürlich ist es gut, wenn sich mit der Zeit Verständnis und Mitgefühl für die Eltern einstellt, aber das bedeutet noch lange nicht, dass es irgendeine Schuld aus Dank einzubringen gilt. Jeder andere Mensch, der mit Pflichtbefohlenen nicht respektvoll und wertschätzend umgeht, wird vom Dienst suspendiert, darf mit Strafverfahren rechnen, kaum ein Kind wird hingehen und sich dafür bedanken. Dankbare Kinder blicken auf eine glückliche Kindheit zurück.

Warum also hier. Wir sind niemandem Dank verpflichtet. Es geht einzig und allein um die Hingabe an das Leben und das Gefühl des Danks, dass wir am Leben sind durch unsere Eltern. Alles andere ist eine Zugabe, wenn sie aus freiem Herzen geschieht. Natürlich Respekt und Wertschätzung sollten stets vorhanden sein, auch in Gedanken. Doch letztlich geht es um Liebe, nämlich um eine allumfassende Liebe zum Leben. Aus dieser Liebe heraus geht es weder um Besitz, um Erfüllung irgendeiner Pflicht, da geht es auch nicht um Abhängigkeiten oder um Familie. Sondern aus dieser Liebe heraus geht es ums SEIN, ums Leben an sich und aus dieser Sicht heraus geht es nicht darum, was wir füreinander TUN sondern es geht letztendlich nur darum, WAS wir füreinander SIND.

Dies geschieht im eigenen Inneren und nur darum geht es und nur das ist es, was zählt.  Dadurch erlangen wir Wurzeln aus einem tiefen inneren Frieden heraus. Wenn wir in diesem Frieden verankert sind, gibt es kein Leid, kein Muss, keine Notwendigkeit sondern wir übernehmen die Verantwortung für uns, voll Dankbarkeit! Eine ehrliche, liebevolle Selbstachtung, persönliches Ehrgefühl, das Loslassen von Schuldgefühlen und Ängsten aus der Vergangenheit führt zu einem gestärkten Wurzelchakra, welches auf physische Überlebensprozesse und somit auch das "gut für sich sorgen" ausgerichtet ist. Die Essenz des Ganzen ist jene, dass es unsere Pflicht ist, dafür zu sorgen, dass wir dem eigenen Weg und der eigenen inneren Ausrichtung treu werden und uns nicht davon bestimmen lassen, "was die anderen sagen und wollen", selbst wenn es die eigene Familie ist. Die Eltern zu ehren ist ein klarer Auftrag, jedoch darf uns unsere Lebensreise auch dazu anhalten, andere Wege zu gehen als diese, egal ob mit Ihnen oder ohne sie.  ❤

Eure Barbara

 (c) copyright ausnahmslos Barbara Wandraschek

Bildquelle: (c) Barbara Wandraschek



 
 

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