Ist Hilfe wirklich immer Hilfe??? (03.07.2019 07:46:58)

Ist Hilfe wirklich immer Hilfe???

Gerade aus dem Weltgeschehen heraus sicherlich ein spannendes Thema, wo die Meinungen gewaltig auseinander gehen. Doch darauf möchte ich gar nicht eingehen.

Mir geht es um die Hilfe im unmittelbaren freundschaftlichen, familiären oder nachbarschaftlichen Bereich. Da gibt es zum Beispiel die Freundin, die jahrelang mentale Unterstützung und Hilfe gibt und eigentlich wird das Ganze nie angenommen. Dann gibt es die Mutter, die ihr Kind unterstützt bis es zig Jahre alt ist und eigentlich ändert sich nie etwas. Dann gibt es den Partner, der aus Furcht vor den Ausbrüchen des anderen Partners alles schluckt, macht und dennoch wird es immer schlimmer. Und dann gibt es da immer wieder einen Menschen im Umfeld, auf den man „sofort hilfreich reagiert“ und letztlich bleibt man enttäuscht zurück, weil man auch hier erkennt, „war umsonst“, egal aus welchen Gründen. Man könnte hier noch weitaus mehr aufzählen….

Was steckt in uns Menschen, dass wir in manchen Situationen SOFORT hilfreich reagieren und eigentlich ist es „für die Katz“, wie man so schön sagt. All diese Gründe kenne ich natürlich nicht, jedoch einen Grund haben wir alle miteinander. Wir wollen uns gut fühlen und wir wollen Frieden, das ist seit Generationen in uns angelegt.

Was triggert aber nun unser „Hilfsgen“ an? Meist ist es doch eine Wunde, die wir selbst in uns tragen und wo wir nun nicht zuschauen können, dass ein anderer an „derselben Wunde“ leidet. Ist ja an sich gut, doch was ist, wenn wir „an der falschen Seite geben respektive helfen“?. Nehmen wir zum Beispiel die Mutter, die Ihr Kind auch noch mit 30 oder 40 unterstützt als wäre es ein Kleinkind. Diese Mütter sind meist in einem eigenen Trennungsschmerz verstrickt. Das Kind „muss“ dann herhalten für die eigene Sinnerfüllung, für die eigene gefühlte Wertlosigkeit und für „das Gebrauchtwerden“. Diese Mütter (können natürlich oft auch Väter sein) definieren ihr Leben über das Leben des Kindes. Sie vertrauen nicht auf das Verantwortungsgefühl und auf die Kraft des Kindes, dass es sein Leben meistern wird. Ja sie wollen das (indirekt) auch gar nicht, denn dann müssten sie sich mit ihrem eigenen Leben und ihrem eigenen Schmerz auseinandersetzen.

Nehmen wir andererseits das Beispiel mit dem Partner. Von wie vielen Menschen höre ich immer wieder, wie gut und in Ordnung ihre Partnerschaft sei. Doch bei genauerem Betrachten herrscht keine Augenhöhe, keine Ebenbürtigkeit. Also ist diese Partnerschaft ein Agreement um die gemeinsamen „Wunden“ verdeckt zu halten. Dies geht manchmal soweit, dass einer der beiden krank wird und dies dann als Fluchtprogramm nützt, wenn er dem anderen nicht mehr gerecht werden kann. Klar, zuerst dürfen wir uns immer selbst gerecht werden, uns selbst Gerechtigkeit zukommen lassen. Doch, haben wir das recht selten in der Kindheit gelernt, vor allem die Frauen wurden doch dahingehend erzogen, sich zurückhaltend und unterordnend zu verhalten, damit der Frieden „gewahrt“ bleibt. Somit wird es dann schwierig, für seine eigenen Wünsche, Vorstellungen, Ideale usw. einzutreten und somit wird es auch schwierig, die andere Vorstellung einer Erziehung für die Kinder dem Partner zu unterbreiten. Was bleibt dann noch, außer ein „Schutzprogramm, ein Fluchtweg?“. Immer wieder erlebe ich bei Klienten, dass sie wirklich krank sind, jedoch die Schulmedizin nichts findet…. genau da könnte man in diese Richtung blicken….

Und wenn eingangs die Rede von Freundschaften war, auch hier stecken meist kindliche Wunden bis narzisstische und ähnliche Tendenzen im Verhalten, welche sich gegenseitig bedingen. Auch hier gibt es immer wieder das Spiel von Opfer und Retter. Das Opfer, welches niemals erwachsen werden will, weil es sein Leben lang auf die Genugtuung (hat mir so meine an Krebs verstorbene Freundin wörtlich aufgezeigt) der Welt wartet für die erlittenen Kränkungen der Kindheit. Und der Retter, der diese Wunden ebenfalls kennt und nicht „wartet“, sondern selbst die „Welt“ retten möchte. Beide gehen hier nicht in ihre eigene Verantwortung und in die Heilung ihrer eigenen Wunden. Ganz nach dem Zitat G.E.Lessing’s  „Elende Helfer, …… die nicht helfen können, ohne zugleich zu schaden! 

Bleibt nun die Frage übrig, wann ist Hilfe wirklich notwendig und wann ist sie auch wirklich Hilfe? Wirklich im richtigen Moment hilfreiche Unterstützung zu geben, funktioniert dann, wenn man „bei sich ist“, in und aus seiner Mitte lebt. Denn in diesem Moment erkennt man, ob es eine eigene Wunde ist, die man „beim anderen heilen will“ oder ob wahrhaftig Hilfe benötigt wird.  Es geht hier also um Achtsamkeit und Aufmerksamkeit uns selbst gegenüber, aus der heraus wir kraftvoll auf die Welt zugehen können

Eure Barbara

 (c) copyright ausnahmslos Barbara Wandraschek

Bildquelle: (c) Barbara Wandraschek

 
 

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