Egofalle oder Hingabe an das Leben (01.06.2019 19:48:50)

Die Welt ist voll von Gegensätzlichkeiten und manchmal hab ich mich gefragt, ob es nicht wirklich eins unserer Ziele in diesem Leben ist, 

einfach alle Gegensätzlichkeiten so stehen zu lassen, wie sie sind. Die Frage ist nur, wenn man erkennt, 

dass etwas in die Zerstörung führt, soll man das dann auch einfach so stehen lassen, weil ja alles sein darf wie es sein will? 

Und dann ist da noch die Frage, nämlich die, ob man das, was man zu erkennen glaubt, auch wirklich so ist, wie man es „erkennt“?

Grundsätzlich ist es ja so, dass es für uns das Beste wäre, den Weg der Mitte zu leben, also den Weg unseres Herzens, 

der sich mit dem „Weg des Lebens“ deckt. Wählen wir nämlich den Weg unserer eigenen Verstandesziele, so können wir sehr viel erreichen, 

jedoch isolieren wir uns vom universellen Fluss des Lebens. 


Wir Menschen sind es gewohnt, aus dem Verstand unsere Ziele zu wählen, 

ungeachtet dessen, was uns das Leben eigentlich „zeigen und lehren“ möchte.

Wenn wir ein festes Ziel haben, dann müssen wir Entscheidungen treffen. 

Wenn wir jedoch dem Gefühl unseres Herzens folgen und somit unserem Lebensplan, 

so treffen wir keine Entscheidungen, weder „für etwas“ noch „gegen etwas“. 

Wir fließen mit dem Strom und achten darauf, was uns das „Leben an Erfahrungen bietet“, 

denn genau diese sind es auch, die wir benötigen, um uns weiter zu entwickeln. 


Natürlich, wir können das auch sein lassen, unsere Egoziele durchboxen, erreichen oder auch nicht 

und wirklich frustriert oder dumpf und lethargisch unser Leben leben, bis uns die Psyche, ein Verlust oder ähnliches in die Knie zwingt.

Es geht also um das absolute Akzeptieren, was das Leben möchte. Vielleicht könnte man sich bei allem, was wir so "möchten" fragen,

warum wir das denn wollen. Was befindet sich denn "hinter der Wand", die wir mit dem "Wollen" einrennen möchten???


Achtung, akzeptieren heißt nicht, sich alles gefallen zu lassen, sondern akzeptieren bedeutet „wertfrei beobachten“ 

und in dieser Gesamtheit und wertfreien Beobachtung löst sich der Egoverstand und das Leben beginnt zu fließen und uns das zu bringen, 

was uns „gut tut“, denn das Leben ist immer „für uns“!


Jetzt kann man den Rückschluss ziehen, hätten wir nicht das Ego, so hätten wir keine Probleme. 

Stimmt ja auch, doch wie wollen wir uns ohne Reibung entwickeln? Jedes Tier, welches aus einem Ei schlüpfen möchte, 

braucht seine eigene Kraft um die Eischale zu zerbrechen. Jeder Schmetterling muss sich erst mühsam aus dem Kokon quälen, 

sonst ist er flugunfähig usw… So auch bei uns Menschen, wir entwickeln uns durch Reibung und genau diese mögen wir nicht?.

Es geht also ums Akzeptieren der Gegensätzlichkeiten, doch es genügt nicht zu sagen, „ich akzeptiere“, das ist zu wenig, 

das ist wiederum der Egoverstand, der damit etwas erreichen möchte. Unterschwellig brodelt die Ablehnung des Gegensätzlichen weiter, 

dessen, was wir nicht mögen. In dem Moment, wo wir etwas „erreichen wollen“, können wir die Gesamtheit, das Ganze nicht mehr akzeptieren. 

Dann ist das Akzeptieren nur eine Technik, die wir benutzen, um etwas zu bekommen.


Hier habe ich vor einiger Zeit eine gute Übung gelesen und sie tut richtig gut. Stell Dich hin als wärst Du ein Baum, 

strecke Deine Hände nach oben und bewege Hände und Oberkörper wie im Wind. Wiege Dich hin und her, 

überlass Dich diesem Wiegen, welches sich mit der Zeit automatisiert. Du denkst nichts, Du bist nichts, 

Du wiegst Dich nur Deinem inneren Rhythmus folgend…. Versuch es einmal und mach diese Übung ein paar Tage lang?……..


Achte gut auf die Natur, hätte zum Beispiel der Baum ein Ziel, so wäre der Wind sein Feind und würde ihn zerbrechen. 

Unsere Verstandesziele erzeugen immer einen Gegenpol und somit Gegensätzlichkeiten bis hin zu Feindschaften. 

Doch die Dinge, die gut für uns sind, die „passieren“. Sie passieren genau dann, wenn wir loslassen, wenn wir unsere 

Erwartungshaltung aufgeben, wenn wir etwas nicht mehr herbeisehnen. Wenn wir so spielerisch unser Leben „lenken“, 

lenkt es uns und zwar genau dorthin, wo wir glücklich sind, weil wir frei von Ergebnissen und Erwartungen sind und unserem Inneren, 

der Seele, dem Schöpfer oder der universellen Natur (nenne es wie Du möchtest) VERTRAUEN.


Egal, in welcher Situation man sich befindet, wenn man aus dem Inneren heraus akzeptiert, 

egal welches Chaos die Situation gerade anrichtet, dann sind wir in unserer Mitte und es löst sich gut. 

Einfach akzeptieren, was ist und wo man gerade steht (ohne der Vorstellung eines materiellen Zieles).

Wenn wir nämlich in einer Situation verhaftet bleiben, weil wir sie ablehnen, können wir keine Lösung finden. 

Und oftmals sind Lösungen doch ganz einfach, indem man das Herz öffnet. Unser Verstand hat auch hierfür einen guten Trick, 

dieser nennt sich Hoffnung, doch diese birgt ja schon wieder den Fallstrick einer Erwartungshaltung. 

Die Bemühung, Dich ändern zu wollen, wird schon zum Hindernis, denn darin steckt bereits wieder die Erwartung des Gegenpols. 

Also gar nicht so leicht, wirklich in seine Mitte zu gelangen.


Einzigst wenn man akzeptiert was ist, ohne einer Idee oder Vorstellung, was sein sollte, einzig dann verweilt man in seiner Mitte 

und kann aus dieser heraus agieren, nämlich so, dass man mit dem Leben fließt. Wie sagte schon Einstein: „ein Problem kann niemals 

auf der gleichen Ebene gelöst werden, wie es erzeugt wurde“. Und wie haben wir schon gelesen, ein Problem entsteht aus dem Egoverstand. 

Probleme können nur wahrlich, essentiell und dauerhaft aus der Mitte und somit aus dem Herzen und mit Vertrauen gelöst werden.

Unser Egoverstand fühlt sich nur gut, wenn er kämpfen kann und er kämpft um „sein Leben“ und ist sowas von trickreich und wir fallen 

immer wieder auf ihn herein. Und genau da beginnt auch unsere Angst, denn wie sollen wir uns entwickeln, wenn wir nicht kämpfen? 

Durch Kampf verändert sich nichts, auch wenn es oft anders scheint. Wirkliche Entwicklung beginnt, wenn wir uns unsere Kindheit 

und unsere Prägungen ansehen, dann erkennen wir den roten Faden, warum uns „dieses oder jenes begegnet“ und genau hier erkennt man, 

dass jeglicher Kampf genau „nichts brachte“.


Auch aus meinem Leben kenne ich das gut, erst die Aufgabe, erst die totale Hingabe an das was ist, lässt erkennen, 

was der nächste Schritt ist zum „Wohle aller“… obwohl dieses „Wohl aller nicht vom Verstand diktiert werden sollte?“…. 

denn das wäre der nächste Fallstrick……. Auch das Wohl aller geschieht aus einer „höheren, ganzheitlichen Sicht“ heraus, 

die vom Verstand her oftmals im Moment nicht zu verstehen ist…… nur durch die Öffnung des Herzens und der Hingabe an 

das Leben lösen sich Konkurrenz, Kampf, Widerstände….. und wir werden immer mehr zu dem, was wir „wahrhaftig sind“…


Wie sagte mein Lieblingsautor Hermann Hesse so schön: 

„Das Paradies pflegt sich erst dann als Paradies erkennen zu geben, wenn wir aus ihm vertrieben sind“


 (c) copyright ausnahmslos Barbara Wandraschek

Bildquelle: (c) Barbara Wandraschek

 
 

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