Würde..... was definiert sie denn? (13.03.2019 15:10:45)

Die Würde sinkt mit dem Menschen und die Würde erhebt sich mit dem Menschen….. so irgendwie in dieser Art, habe ich das mal gelesen… 

Immer wieder frage ich mich aber, was definiert denn "die Würde"?

Cicero meinte, man müsse seine Würde durch sittliche Lebensführung erwerben… geht’s bei Würde nur um Sittlichkeit? 

Nur wenn ich ein moralisches Leben in Anstand und Würde, ergo gleichbedeutend mit Moral und Sittlichkeit lebe, bin ich würdevoll? 

Das kann ich so nicht wirklich stehen lassen.

Ich geh mal meiner nächsten Frage nach… Kann Würde gegeben oder genommen werden? 

Ich dachte früher immer, ja sie wird einem genommen… ich dachte das sehr lange, bis vor kurzem noch… 

Doch irgendwas beginnt sich hier zu verändern, in mir, in meinen Gedanken, meinen Glaubenssätzen.

Früher fand ich manche Erziehungsformen würdelos, denn damit entwürdigte man das Kind. 

Dann fand ich partnerschaftlichen Umgang würdelos, denn damit entwürdigt man den Partner. 

Dann fand ich den Umgang mancher Firmenchefs mit dem Personal würdelos, denn es entehrte den Arbeitnehmer. 

Vor kurzem fand ich den Umgang mit Sterbenden würdelos, wenn man sie lang genug leiden ließ…. 

Aber alles waren Beobachtungen –  

Viele Menschen verstecken sich permanent hinter "einem guten und angepassten Verhalten anderen gegenüber".

Möglicherweise um das eigene mangelnde Vertrauen in sich und das Leben zu vertuschen, eine Form der Würdelosigkeit. 

Viele Menschen stellen Regeln auf, die ein "natürliches Fließen" unmöglich machen, auch dies ist eine Form der Würdelosigkeit. 

Da gefällt mir die Auslegung Friedrich Schiller’s recht gut in „Über Anmut und Würde“:

 „Beherrschung der Triebe durch die moralische Kraft ist Geistesfreiheit und Würde heißt ihr Ausdruck in der Erscheinung.“ 

Das war es…. Beherrschung der Triebe, Beherrschung der Emotionen, Beherrschung der niederen Instinkte usw… es geht um Disziplin und Beherrschung. 

Weiter schreibt Schiller: „Auch die Würde hat ihre verschiedenen Abstufungen und wird da, wo sie sich der Anmut und Schönheit nähert, 

zum Edlen, und wo sie an das Fruchtbare grenzt, zur Hoheit. Der höchste Grad der Anmut ist das Bezaubernde, der höchste Grad der Würde ist Majestät“.

Wow, ich kann diese Zeilen immer wieder andächtig lesen und ein tief inneres Gefühl bahnt sich einen Weg an die Oberfläche. 

Mit diesen Sätzen konnte der Dichter alles benennen, was es mit Würde auf sich hat und man beginnt nicht nur zu verstehen, sondern dies auch zu fühlen. 

Ich ziehe den Hut vor diesen Alten Meistern der Kunst des „Wortes“.

Die Beherrschung der eigenen Emotionen, werden diese doch angetriggert durch die Vergangenheit. 

Frieden mit der Vergangenheit, sie einfach SEIN lassen, als das, was sie ist, eben Vergangenheit 

und durch Disziplin ein neues Verhalten entstehen lassen, aus dem eigenen Inneren heraus im MOMENT. 

Da wären wir aber auch wieder bei der Moral, doch deren Begriff ist mittlerweile abgeschmackt schon alleine durch die kirchliche Doktrin

und vieler engstirniger Wesen, aber andererseits geht es ohne sie in einer gesellschaftlichen Form recht schwer. 

Wir erkennen bislang die Normen der Gesellschaft, der Kirche, den Staat als moralische Instanzen an.

Worauf ich aber hinaus möchte ist, was ist die eigene „moralische Instanz“?

Nicht die, die wir als gesellschaftliche Regeln und Konventionen übernommen haben, sondern die eigene innere moralische Instanz?

Was lassen wir für uns selbst „Sitte“ sein? Wie weit können wir unsere Grenzen wahren, wenn es unsere eigene Würde betrifft?

 Oder lassen wir von anderen, ob bewusst oder unbewusst über diese inneren Grenzen hinweg trampeln, 

weil wir immer alles recht machen wollen, gut dastehen wollen oder recht haben wollen, uns rechtfertigen wollen, uns minderwertig fühlen und ähnliches mehr. 

Das geht echt in „die Binsen“. Das ist wahre Würdelosigkeit und über lange Zeit gelebt, gibt es dann den einen oder anderen Triggerpunkt, 

ausgelöst durch einen lieben Mitmenschen, der genau seinen Finger in diese blutende Wunde legt. 

Die eigene Würdelosigkeit dann zu beobachten und zu fühlen ist vermutlich ein echtes Schockerlebnis, kann aber durchwegs in eine wundersame Heilung führen.

….. und wer weiß, vielleicht kann genau dies dann zu wahrer Würde lenken, zu Anmut und Schönheit bis hin zu zum Edlen, 

zur eigenen Herrscherin oder zum eigenen Herrscher im eigenen Reich… anmutig und würdevoll…………… 

Ich denke, es ist schön, wenn wir uns weiter entwickeln, auch wenn es manchmal irgendwo weh tut. 

Und ja, es ist wahr, unser Wille zählt und öffnet uns viele Schranken. Je mehr wir das auch annehmen können, umso leichter wird es für uns, unsere Würde wahrhaft zu leben.

 
 

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